Mit SEPA nach vorn in die Vergangenheit

Hallo zusammen, eigentlich sollte das eine Art Gute-Nacht-Geschichte werden, hat dann aber leider doch nicht mehr gereicht gestern. Nach wiederholter Verwunderung meinerseits über "unzulässige Zeichen" im Verwendungszweck von Überweisungen hat mir meine Bank auf Nachfrage die Info mitgeteilt (sogar am gestrigen Sonntag), dass auch bei SEPA keine allgemeinen Sonderzeichen, wie z.B. in "chérie", in den Überweisungsdaten enthalten sein dürfen. Klingt unglaublich, immerhin geht es um "European Payments" um eine Vereinheitlichung von Zahlungen innerhalb von Europa, also wohl auch zwischen europäischen Staaten. Aber es kommt ganz dicke: Für diese Zahlungen werden zwar XML-Dateien verwendet, und in allen Beispielen, die man online so findet, sind diese UTF-8-kodiert, siehe z.B. [1]. ABER: die europäischen Schlaumeier wollten vermutlich ihre Jahrzehnte alten Investitionen in VT-100-Terminals, IBM 360-Systeme und Cobol-Software nicht gefährden und haben einfach einen nach Gutdünken "limitierten Zeichensatz" erlaubt, die man auch noch auf Lochkarten ausgeben kann. In einem Dokument von 21.12.2009 (!) liest sich das dann so [2] (hier so ähnlich auch in Deutsch: [3]): """ SEPA Requirements for an Extended Character Set (UNICODE Subset) Best Practices (sic!) Background: Within the SEPA schemes, unless otherwise agreed, only a limited set of Latin characters may be exchanged. This restriction has been agreed in order to overcome the complexity that would result if all European language based characters were to be exchanged between all adhering banks. However banks by prior agreement may exchange additional characters such as through bilateral/multilateral agreements or via an agreed AOS (Additional Optional Service). """ Mit anderen Worten, man ignoriert alles, was auch nur entfernt mit Unicode zu tun hat (UTF-8 wurde 1992 veröffentlicht) und verbietet einen Großteil von Buchstaben mit diakritischen Zeichen, die in anderen Ländern nun einmal Teil der dortigen Sprachen sind. Und damit sich die Bankkunden der jeweiligen Länder nicht zu sehr ärgern, erlaubt man "Workarounds", die die lokalen (nicht verbietbaren) Sonderzeichen benutzbar machen. So geschehen in Deutschland mit Umlauten. Anderswo sicher ähnlich. Nur über die Grenzen hinweg kommt man dann doch sofort wieder ins digitale Mittelalter. Wundert sich da noch jemand, dass die Einführung von SEPA so lange dauert? Aber ist ja auch viel schöner und einträglicher, neue Standards wie UNIFI (ISO 20022) [4] zu schaffen. Dafür gibt es auch schon Dummie-Bücher. Die hätten vermutlich noch andere, weit vorher in der Kette, verdient. Wer ein bischen mit der Suchmaschine seines Vertrauens stöbern will: sepa, xml, accents etc. Gruß, Dinu [1] http://www.hettwer-beratung.de/sepa-spezialwissen/sepa-technische-anforderun... [2] http://www.europeanpaymentscouncil.eu/index.cfm/knowledge-bank/epc-documents... [3] http://www.bundesbank.de/Redaktion/DE/Downloads/Aufgaben/Unbarer_Zahlungsver... [4] http://de.wikipedia.org/wiki/UNIFI_(ISO_20022)

Hallo Dinu, On Montag, 28. April 2014 13:36:44 Dinu Gherman wrote: [...]
Mit anderen Worten, man ignoriert alles, was auch nur entfernt mit Unicode zu tun hat (UTF-8 wurde 1992 veröffentlicht) und verbietet einen Großteil von Buchstaben mit diakritischen Zeichen, die in anderen Ländern nun einmal Teil der dortigen Sprachen sind. Und damit sich die Bankkunden der jeweiligen Länder nicht zu sehr ärgern, erlaubt man "Workarounds", die die lokalen (nicht verbietbaren) Sonderzeichen benutzbar machen. So geschehen in Deutschland mit Umlauten. Anderswo sicher ähnlich. Nur über die Grenzen hinweg kommt man dann doch sofort wieder ins digitale Mittelalter.
Mit anderen Worten: wenn Dummheit, Faulheit und technischer Unverstand zusammenkommen, kommt das dabei raus. Was mich dabei so ärgert: die Bezahlung dieser "Kräfte" liegt dann aber am oberen Limit, und es werden jede Menge Resourcen für solchen Schwachfug verschwendet.. Ich möchte gar nicht genau wissen, wieviel Hektar Wald die weitgehend sinnbefreiten SEPA-Mandatsbriefe gekostet haben.. [...] Pete

On 28.04.2014 21:38, Hans-Peter Jansen wrote:
Hallo Dinu,
On Montag, 28. April 2014 13:36:44 Dinu Gherman wrote: [...]
Mit anderen Worten, man ignoriert alles, was auch nur entfernt mit Unicode zu tun hat (UTF-8 wurde 1992 veröffentlicht) und verbietet einen Großteil von Buchstaben mit diakritischen Zeichen, die in anderen Ländern nun einmal Teil der dortigen Sprachen sind. Und damit sich die Bankkunden der jeweiligen Länder nicht zu sehr ärgern, erlaubt man "Workarounds", die die lokalen (nicht verbietbaren) Sonderzeichen benutzbar machen. So geschehen in Deutschland mit Umlauten. Anderswo sicher ähnlich. Nur über die Grenzen hinweg kommt man dann doch sofort wieder ins digitale Mittelalter.
Mit anderen Worten: wenn Dummheit, Faulheit und technischer Unverstand zusammenkommen, kommt das dabei raus. Was mich dabei so ärgert: die Bezahlung dieser "Kräfte" liegt dann aber am oberen Limit, und es werden jede Menge Resourcen für solchen Schwachfug verschwendet.. Ich möchte gar nicht genau wissen, wieviel Hektar Wald die weitgehend sinnbefreiten SEPA-Mandatsbriefe gekostet haben..
[...]
Hat schon jemand mal eine CO2-Bilanz für Verwaltungsverfahren, Gesetzesänderungen etc. aufgemacht? Grüße Andreas

Andreas Röhler, 29.04.2014 08:46:
Hat schon jemand mal eine CO2-Bilanz für Verwaltungsverfahren, Gesetzesänderungen etc. aufgemacht?
Wir haben in Deutschland eine schwarz-rote Regierung. Sprich mir nach: 1. es gibt kein CO2. 2. es stellt kein Problem dar. 3. die Vorteile eines wärmeren Klimas für die Landwirtschaft sind nicht zu unterschätzen. Stefan

Stefan Behnel:
1. es gibt kein CO2. 2. es stellt kein Problem dar. 3. die Vorteile eines wärmeren Klimas für die Landwirtschaft sind nicht zu unterschätzen.
Dazu nur das hier: Mehr als verdient: Siggy "Red Null", kohlehaltig, enhält heiße Luft #energiewende #spd @spdde pic.twitter.com/K4KTsggiCE Gruß, Dinu
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